Alltag in Pursat(?)

Ja, der liebe Alltag ist eingekehrt in mein Leben in Pursat. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das Konzept “Alltag” hier wirklich so angewendet werden kann. Kambodscha ist grundsätzlich immer für die ein oder andere Überraschung gut. Und falls sich doch Routine einzuschleichen droht lockert ein Feiertag den Ablauf wieder auf.

Dennoch möchte ich gern über einen meiner durchschnittlichen Tage schreiben. Den Rhythmus bestimmt die Hitze, das bedeutet ich arbeite in zwei Schichten. Momentan haben wir in der Nacht “schattige” 20° bis 25° Celsius. Tagsüber klettert das Thermometer dann durchschnittlich auf 32° bei einer Luftfeuchtigkeit wie in einer Bio-Sauna.

Daher stehe ich morgens schon vor Sonnenaufgang gegen 5:30 Uhr auf und geh laufen. Die Dusche danach ist ein wahrer Segen. Bevor ich mich dann ans Werk mache, gehe ich entweder auf den Markt um einzukaufen oder frühstücke ausgiebig mit meinen Kollegen.

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Auf dem Markt.

Um acht geht’s dann los. Entweder nehme ich an Meetings teil, Koordination mit Projektpartner ist ja schließlich das A und O, oder ich such mir einen kühlen und schattigen Arbeitsplatz. Bevorzugt mit einem funktionierenden Deckenventilator.

Zwischen zwölf und 14 Uhr haben wir dann Mittagspause. Man braucht keine Uhr, um das zu wissen. Schlag zwölf verlassen alle fluchtartig das Büro bzw. den Campus. Der Mittagstisch im Kreise der Familie wird sehr, sehr ernstgenommen.

Nach der Mittagspause arbeiten dann alle bis etwa 17:30 Uhr weiter. Nach getaner Arbeit trifft man sich oft noch auf dem Campus auf einen ausgiebigen Feierabendratsch. Die Stimmung ist ausgelassen, unsere Kids toben umher und man wird schnell in das ein oder andere Fangen- oder Ballspiel integriert. Mit Einbruch der Dunkelheit, gegen 18 Uhr, gehen dann alle nach Hause.

Für das Abendessen stehen verschiedene Optionen zur Auswahl. Entweder kochen wir füreinander oder jeder für sich. Oder wir lassen es krachen und gehen zu unserer Nudel-Lady und essen angebratene Nudeln mit Gemüse und einer Dose Bier.

Gegen 20 Uhr macht sich dann jeder auf in sein Zimmer und gegen 21 Uhr gehen die Lichter aus.

Neben meinem Projekten habe ich einen Khmer-English-Club (KEC) ins Leben gerufen und unterrichte eine Stunde pro Woche in einer der Volunteer-Classes.

Die Organisation des KEC folgt nicht nur altruistischen Motiven. Meine Idee ist, dass Schülerinnen und Schüler mit schwachen Sprachkenntnissen in English teilnehmen und mir, mich Barang mit limitierten Kenntnissen in Khmer, Nachhilfe in ihrer Sprache geben. Und ich versuche im Gegenzug ihnen die Grundlagen des Small-Talks beizubringen. Nicht immer ganz einfach und ich würde sagen, die Kids profitieren deutlich mehr als ich. Zudem sind sie sehr streng mit mir und meiner Aussprache. Wenn ich einen Fehler mache, was mir als Khmer-Anfänger ja passiert, dann habe ich 15 Lehrer, die auf mich einreden und versuchen mich zu verbessern. Die Racker!

In der Volunteer-Class unterrichten wir so ziemlich jedes Thema, das man sich vorstellen kann. Es geht darum, das die Kids eine weitere Möglichkeit bekommen ihre Sprachkenntnisse und Sprechfertigkeit auszubauen. Zuletzt haben wir über den menschlichen Körper gesprochen. Da konnte ich auch noch viel dazu lernen!

Die Wochenenden verbringe ich entweder in Pursat oder ich düse nach Phnom Penh oder nach Battambang. Ein Tapetenwechsel muss manchmal sein.

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Pursat: Auf dem Bahnhofsvorplatz

Nun bin ich fast drei Monate in Kambodscha und mir kommt es so vor, dass ob ich erst drei Wochen hier bin. Die Zeit vergeht unglaublich schnell. Ich freue mich jeden Tag hier zu sein, obwohl ich euch schon gern mal wieder persönlich treffen würde. Und ein Glühwein wäre auch nicht verkehrt.

So, das war ein kurzer Abriss über meinen Tagesablauf “in the Bode”.

Bis zum nächsten Mal!

 

 

 

 

 

 


One thought on “Alltag in Pursat(?)

  1. Hallo Herr Hingerl,

    vielen Dank für den Überblick über Ihr nun inzwischen tägliches Leben
    in Pursat. Das muss wohl so sein und ist sicher ganz normal und wenn
    Sie in ein paar Monaten im Silicon Valley wären, so würde sich das ähnlich einspielen.

    Was mir gefällt … Sie befinden sich mir Ihren Partnern und Kindern in einer
    Win-Win-Situation … was kann man sich mehr wünschen.

    Heute ist der vierte Advent bei uns mit österlichen Temperaturen und dazu möchte ich Ihnen
    und allen Ihren
    Lieben schon mal Merry Christmas wünschen und einen guten Rutsch ins
    Neue Jahr. Ins westliche Neue Jahr, denn wenn ich mich recht erinnere, dann
    kommt das kambodschanische Neue Jahr im März oder April 2016.

    Ich verfolge Ihren Blog weiter mit Spannung und freue mich auf Ihren nächsten Bericht.

    Herzliche Grüße

    Martin Kiermaier

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